Vielfalt in Familien – sensibler Umgang mit verschiedenen Lebensmodellen

Nicht jede Familie entspricht dem Bild "Vater, Mutter, Kind, Eigenheim“. Diese Unit hilft dir, Vorurteile abzubauen und über dich selbst hinauszudenken. Mit Anregungen aus systemischer Beratung, Forschung zu Familienvielfalt und den ethisch-dialogischen Impulsen von Jesper Juul wirst du lernen, elterliche Lebensrealitäten anzuerkennen – ohne zu bewerten, zu belehren oder zu bagatellisieren.

Loslegen

Liste spontan fünf Familienformen oder Lebenssituationen, die dir begegnet sind.

  • Was fällt dir bei der Zusammenarbeit mit Erziehungsberechtigen leicht – was eher schwer?

Tausch dich mit deinem Buddy aus:

  • Welche Familien werden (unbewusst) oft ausgegrenzt oder als "defizitär" wahrgenommen?

Neues entdecken

Familie ist nicht nur biologisch oder rechtlich definiert, sondern ein Ort von Beziehung, Verantwortung und Versorgung.

Es existiert eine Pluralisierung von Familienformen, neben dem klassisch konservativen Bild von Vater-Mutter-Kind:

  • Alleinerziehende & Patchwork-Familien
  • gleichgeschlechtliche oder queere Eltern
  • Mehrgenerationenhaushalte oder Pflegekonstellationen
  • Familien mit Fluchthintergrund
  • Familien mit Krankheit
  • Familien mit Armut
  • Familien mit Wohnungslosigkeit

Beziehung braucht keine Norm. Was zählt, ist Verantwortungsübernahme, Dialog und Integrität.- Jesper Juul

 

Haltung für deine Arbeit:

  • Du musst Familien nicht "verstehen", um sie zu respektieren.
  • Es gibt keine defizitäre Familie – aber viele, die weniger Ressourcen zur Verfügung haben.
  • Deine Aufgabe ist nicht Anpassung zu fordern, sondern Zugang zu öffnen.

 LIES Familiäre vielfalt versthen

 

 

Notiere 3 Herausforderungen für belastete Familien, und 3 mögliche Strategien zur Unterstützung durch deine Einrichtung.

Tausch dich mit deinem Buddy aus:

  • Wo kannst du strukturelle Brücken bauen?

Eintauchen 1

Sätze wie "Die melden sich eh nie" oder "So eine Familie hatte ich letztes Jahr auch" zeigen unbewusste Bewertungen. Systemische Haltung bedeutet: Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch gute Gründe hat für sein Verhalten.

Jesper Juul spricht von Gleichwürdigkeit: Eltern haben nicht weniger Wert, weil sie sprachlich, sozial oder emotional überfordert sind. Beziehung braucht keine Gleichheit, sondern Respekt.

Praktische Prinzipien:

  • Beziehung anbieten, nicht aufdrängen.
  • Information barrierefrei gestalten.
  • Hilfen nicht als "Unterstützung für Schwache", sondern als "Service für Eltern" kommunizieren.

Lies : Eltern nicht werten- sondern stärken

 

Arbeite mit Fallbeispielen:

  • Mutter mit kognitiver Einschränkung
  • Familie in Wohnungsnot
  • Vater, der wegen Schichtarbeit kaum erreichbar ist
  • Familie mit 6 schulpflichtigen Kindern

Überlege:

  • Könnten diese Personen/Familien alle Anforderungen erfüllen, die du stellst?
    • Beziehe auch vermeintliche Kleinigkeiten und Selbstverständliches ein wie Hausaufgaben, Elternabend/Gespräch etc.
  • Was brauchen diese Eltern wirklich?
  • Was kannst du über deine Einrichtung hinaus vermitteln?

Ausprobieren 1

"Barrieren abbauen" im eigenen Material

Wähle ein Elternanschreiben oder eine Einladung aus deiner Praxis.

  1. Überarbeite es unter folgenden Kriterien:
    • einfache Sprache, kurze Sätze
    • Icons oder Piktogramme für wichtige Infos
    • respektvolle Ansprache: keine Schuldzuschreibungen

Tausche den neuen Text mit deinem Buddy – was wirkt anders?

 

Ausprobieren 2

"Wenn ich du wäre..."

Gemeinsam mit deinem Buddy

Versetze dich in die Perspektive eines überlasteten Elternteils.

  1. Spielt eine Szene (z. B. Kind ohne Frühstück, verspätetes Abholen).
  2. Überlege: Was denkst du spontan als Pädagog:in? Was sagst du stattdessen aus systemischer Sicht?

Optional: Rolle tauschen – wie fühlt es sich an, "gesehen" statt bewertet zu werden?

 

Abschließen

Abschließen
  • Wie viel Raum gebe ich der Lebensrealität der Eltern – auch wenn sie nicht meinen Vorstellungen entspricht?
  • Wo kann ich in Zukunft inklusiver, achtsamer und hilfsbereiter sein?