Vielfalt gestalten, Teilhabe ermöglichen- Index für Inklusion
Inklusion beginnt nicht bei Einzelmaßnahmen, sondern bei der Haltung. Der Index für Inklusion – entwickelt von Tony Booth und Mel Ainscow – ist ein praxisorientiertes Werkzeug, um Teilhabe, Vielfalt und Gerechtigkeit in Bildungseinrichtungen gemeinsam zu gestalten. In dieser Unit lernst du, wie du den Index in deinem Team nutzen kannst, um konkrete Veränderung anzustoßen – getragen von gemeinsamen Werten und Dialog.
Loslegen
Inklusion ist ein kontinuierlicher Prozess. Sie beginnt bei Sprache, Beziehung und Haltung – und wird sichtbar in Mitgestaltung, Flexibilität und Vielfalt.
- Wo trägst du (unbewusst) zu Ausgrenzung bei?
- Welche deiner Routinen laden ein – welche schließen aus?
- Was bedeutet „Alle gehören dazu“ für dich konkret?
Tausche dich mit deinem Buddy aus:
Wann hast du dich selbst einmal ausgeschlossen gefühlt?
Neues entdecken
Alle Kinder und Erwachsenen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, Alter, Fähigkeiten, sexueller Orientierung oder Verhalten – sollen sich willkommen, sicher, gesehen und beteiligt fühlen können.
Der Index für Inklusion wurde 2002 von Booth & Ainscow in Großbritannien entwickelt und wird weltweit eingesetzt.
Ziel ist es, Schulen und Kitas bei inklusiver Schulentwicklung zu begleiten – mit Hilfe von Leitsätzen, Reflexionsfragen und Praxisimpulsen.
Drei Dimensionen des Index:
- Kultur inklusiv gestalten: gemeinsame Werte, Zugehörigkeit, respektvolle Beziehungen
- Strukturen inklusiv entwickeln: Ressourcen, Zuständigkeiten, Entscheidungswege
- Praxis inklusiv umsetzen: Didaktik, Partizipation, Differenzierung, Rückmeldung
Nicht „defizitäre Kinder“ sollen sich anpassen – sondern die Institution soll sich so verändern, dass alle dazugehören können.
MEHR INFOS ÜBER DEN INDEX
Lade dir den (deutschen) Index herunter und lies die ersten 10 Leitsätze.
Die ersten 10 Leitsätze des Index für Inklusion
Markiere drei Aussagen, die dich besonders ansprechen – und eine, die dich irritiert.
Tausch dich mit deinem Buddy aus: Wo zeigt sich das in deinem Alltag?
Eintauchen 1
Inklusion ist kein statischer Zustand, sondern ein aktiver, fortlaufender Gestaltungsprozess. Sie beginnt mit der bewussten Haltung, dass Unterschiedlichkeit normal ist – und dass Bildungseinrichtungen Verantwortung dafür tragen, Barrieren zu erkennen und Teilhabe für alle aktiv zu ermöglichen. Der Index für Inklusion bietet in diesem Prozess nicht nur Impulse, sondern konkrete Leitfragen und Handlungsperspektiven.
Zentrale Elemente gelingender Inklusion:
- Beteiligung aller Gruppen: Kinder, Eltern, Mitarbeitende, Leitung – alle müssen in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, nicht nur informiert. Partizipation ist Haltung, keine Methode.
- Reflexion von Routinen: Wer darf sprechen? Wer entscheidet mit? Welche Gewohnheiten sind womöglich ausschließend?
- Dialogkultur statt Einzelfalllösung: Statt auf Probleme mit Einzelmaßnahmen zu reagieren, braucht es Strukturen, in denen Vielfalt von Anfang an mitgedacht wird.
- Barrierebewusstsein: Inklusion bedeutet auch, sprachliche, digitale, räumliche, soziale und emotionale Barrieren zu erkennen und gemeinsam abzubauen. Das beginnt bei einfachen Formulierungen, reicht über Materialien und endet bei der Frage: „Wer kann sich hier sicher zeigen?“
- Inklusive Didaktik und Lernsettings: Flexible Methoden, individualisierte Aufgabenformate, visuelle und sprachlich vereinfachte Materialien ermöglichen Teilhabe auf verschiedenen Ebenen. Auch stille Kinder, neurodivergente Lernende und mehrfach marginalisierte Jugendliche müssen in der Planung mitgedacht werden.
- Rahmen schaffen heißt: Kinder müssen sich nicht „anpassen“, sondern sie dürfen ihre Form der Teilhabe mitgestalten. Inklusion bedeutet, den Raum so zu verändern, dass er verschiedenes Verhalten, verschiedene Perspektiven und verschiedene Bedürfnisse aushält – und integriert.
Ausprobieren 1
Wähle mit deinem Buddy eine Leitsatz-Frage aus dem Index.
LEITSATZ-FRAGEN
Beobachtet eure Einrichtung über eine Woche gezielt zu diesem Aspekt.
Haltet fest:
- Was stärkt Inklusion – was behindert sie?
- Was wäre ein konkreter nächster Schritt?
Ausprobieren 2
Individuelle Inklusionsbrille schärfen:
- Wähle eine Alltagssituation (z. B. Begrüßung, Elternabend, Gruppenübergang).
- Analysiere mit Blick auf Teilhabe: Wer wird angesprochen – wer nicht?
- Nutze das Reflexionsraster aus dem Index (z. B. „Raumgestaltung“, „Entscheidungen“).
- Formuliere einen konkreten Veränderungsschritt.
Hier findest du eine Auswahl an Reflexionsrastern
(Im Index findest du noch viel mehr)
Abschließen
Wählt einen Bereich aus („Strukturen inklusiv entwickeln“) – und plant konkrete Veränderung:
- z. B. Wie können Entscheidungsprozesse partizipativer werden?
- Welche Barrieren erleben bestimmte Kinder aktuell?
Plant eine Teamsitzung mit Auswertung und Zielvereinbarung.