Liberating Structures: Einbeziehung und Entfaltung aller, innerhalb und außerhalb der Schule

Wir Menschen lernen mehr, wenn wir uns aktiv beteiligen, und wir sind eher motiviert, uns zu beteiligen, wenn wir uns autonom, kompetent und positiv mit anderen um uns herum verbunden fühlen (Deci & Ryan).

Wie kann man ein solches Umfeld schaffen? In diesem Impuls werden spezielle Werkzeuge vorgestellt, mit denen die Interaktion im Klassenzimmer oder jede andere Gruppenaktivität auf integrative und ansprechende Weise organisiert werden kann: die so genannten Liberating Structures.

Ihr kennt sie noch nicht (so gut)? Dann habt Ihr keine Zeit zu verlieren! Fangen wir an!

Loslegen

Stellt Euch vor, Ihr beide plant ein Projekt in Zusammenarbeit mit einer Schule in einer nahe gelegenen Stadt. Ihr werdet eingeladen, die Schule zu besuchen, und man lässt Euch an zwei Unterrichtsstunden zum selben Thema teilnehmen, die allerdings von verschiedenen Lehrkräften gehalten werden.

Listet für Euch die Unterschiede zwischen den beiden Klassen auf.

Wenn Ihr fertig seid, beantwortet folgende Fragen: In welcher Klasse denkt Ihr, dass

  1. Lehrkräfte und Teilehmende mehr Spaß haben?
  2. die Teilnehmenden sich den Inhalt besser merken werden?
  3. die Teilnehmenden ein höheres Maß an Autonomie, Kompetenz und sozialer Verbundenheit mit den anderen empfinden?

Ihr habt 3 Minuten Zeit, um Eure persönlichen Antworten auf diese drei Fragen aufzuschreiben und die Argumente aufzulisten, die sie erklären.

Wenn Ihr fertig seid, teil Deine Gedanken mit Deinem Buddy.

Neues entdecken

Liberating Structures (LS) sind leicht zu erlernende Mikrostrukturen, die die Beziehungskoordination und das Vertrauen verbessern.

Die Struktur - eine den Teilnehmenden auferlegte Beschränkung - entwickelt sich aus einer klaren Spezifikation der Progression vom Solo über Paare und Quartette bis hin zur gesamten Gruppe und der für jeden Zyklus vorgesehenen Zeit. Die Struktur ist befreiend, wenn sie allen Teilnehmenden die gleiche Gelegenheit bietet, sich zu engagieren - als Einzelpersonen, Paare, Quartette.

Es geht also darum, die richtige Struktur für den richtigen Zweck zu wählen! 

Lernt die 5 Dimensionen kennen, die alle LS haben, und die 10 Prinzipien, denen sie folgen!

Klickt hier!

Eintauchen 1

Lerne dieses LS mit Deinem Buddy kennen und überlegt Euch, wie Ihr es in den nächsten Tagen konkret mit Eurer Gruppe junger Menschen und vielleicht auch mit Eurem Team testen können!

https://lh4.googleusercontent.com/ykcW-8AbHepaS59CwIiDWbinkGxybk_4I8Lrd5ozl5nm-ViuK3heBVetK10ReNkbF4scbOSYMqVs3V9ByUtE21wkVAcXYJT4TawZRwGXGfcbk3oCLz_gj22VZ1pdrF2_pNp-mIf5vw_c3ehAtV7dUdVd0y00vsEtailDpoz9dC9PNqQEI2jsDmO9CwC5

Improvisierte Vernetzung

Rascher Austausch von Herausforderungen und Erwartungen, Aufbau neuer Verbindungen (20')

Was wird dadurch möglich? Ihr könnt aus einer tiefen Quelle der Neugier und des Talents schöpfen, indem Ihr einer Gruppe helft, ihre Aufmerksamkeit auf Probleme zu richten, die sie lösen wollen. Zu Beginn einer Sitzung wird ein produktives Muster der Zusammenarbeit geschaffen. In 20 Minuten werden lockere, aber wirkungsvolle Verbindungen hergestellt, indem interessante Fragen gestellt werden. Jede:r trägt dazu bei, die Arbeit zu gestalten, gemeinsam Muster zu erkennen und ortsgebundene Lösungen zu entdecken.

Fünf strukturelle Elemente

1. Strukturierte Einladung

  • Stellt eine Frage, die die Teilnehmenden auffordert, ihren Austausch zu gestalten.

2. Raumaufteilung und benötigte Materialien

  • Offener Raum ohne Hindernisse, so dass die Teilnehmenden paarweise stehen und umhergehen können, um Partner:innen zu finden.

3. Wie die Teilnehmenden verteilt werden

  • Alle gleichzeitig und mit der gleichen Zeit (keine Begrenzung der Gruppengröße).

  • Jede:r hat die gleiche Möglichkeit, einen Beitrag zu leisten.

4. Wie Gruppen konfiguriert werden

  • als Paare

  • Fordert die Teilnehmenden auf, Fremde oder Kolleg:innen in anderen Gruppen/Funktionen als der eigenen zu finden.

5. Abfolge der Schritte und Zeiteinteilung

  • In jeder Runde 2 Minuten pro Person zur Beantwortung der Fragen. 4-5 Min. pro Runde.

  • drei Runden

 

Hier ein Beispiel.

Tipp: Wenn Ihr mit eurer Gruppe die gewohnten Räume verlasst, erhöht das den Spaßfaktor!

Eintauchen 2

Und hier folgt eine weitere beliebte LS. Bitte lest ihn und seht, wie Ihr sie ausprobieren könnt…

https://lh3.googleusercontent.com/ECWpgTniGIjQAhcObP8Km4LCd5exPVRC9OQn8zgmFaCo0f8kfrpZFhAKgj0RDtcwtzKsd19RGPyLU23akaoY21u4oXpTvLMBrRdOMUAhur-bmsJreg5kWJIucHDfdHf3bV0wrJJX3mGQp9bnr9jIaPqSK-DoTIRd7RoUW896tD2JdApm_848tp3oP56C1-2-4-Alle

Alle gleichzeitig in die Entwicklung von Fragen, Ideen und Vorschlägen einbeziehen (12')

Was wird dadurch möglich?

Ihr könnt jede:n sofort einbeziehen, unabhängig davon, wie groß die Gruppe ist. Mit dieser Methode könnt Ihr einen sicheren Raum für die Meinungsäußerung schaffen und das Machtgefälle abbauen. Auf diese Weise könnt Ihr jede:n Einzelne:n in die Suche nach Antworten einbeziehen. Am wichtigsten ist, dass die Teilnehmenden sich die Ideen zu eigen machen.

Fünf Strukturelemente 

1. Strukturierung der Einladung

  • Stellt eine Frage als Reaktion auf die Darstellung eines Themas, eines zu lösenden Problems oder eines Vorschlags (z. B. Welche Möglichkeiten siehst DU, um bei dieser Herausforderung Fortschritte zu erzielen? Wie würdest du mit dieser Situation umgehen? Welche Ideen oder Maßnahmen empfiehlst du?)

2. Raumaufteilung und benötigte Materialien

  • unbegrenzte Anzahl von Gruppen

  • Platz für die Teilnehmenden, um zu zweit oder zu viert von Angesicht zu Angesicht zu arbeiten

  • Stühle und Tische optional

  • Papier für die Teilnehmenden, um Beobachtungen und Erkenntnisse festzuhalten

3. Wie die Teilnehmenden verteilt werden 

  • Jede:r in der Gruppe wird einbezogen (oft nicht der/die Kursleitende).

  • Jede:r hat die gleiche Chance, einen Beitrag zu leisten.

4. Wie Gruppen konfiguriert werden

  • zuerst alleine, dann zu zweit, dann zu viert und schließlich als ganze Gruppe

5. Abfolge der Schritte und zeitliche Aufteilung

  • Stille Selbstreflexion von Einzelpersonen über eine gemeinsame Herausforderung, die als Frage formuliert wird (z. B. Welche Möglichkeiten siehst DU, um bei dieser Herausforderung voranzukommen? Wie würdest du mit dieser Situation umgehen? Welche Ideen oder Maßnahmen empfiehlst du?). (1')

  • Entwickelt in Zweiergruppen Ideen, die auf den Ideen aus der Selbstreflexion aufbauen. (2')

  • Tauscht die Ideen Eures Buddy-Teams in Quartetten aus und entwickelt sie weiter (achtet auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede). (4')

  • Fragt: „Welcher Gedanke ist euch bei eurem Gespräch besonders aufgefallen?" Jede Gruppe teilt eine wichtige Idee mit allen (wiederholt den Zyklus nach Bedarf). (5')

Hier ein Beispiel.

Tipps: 

- Fordert jede Gruppe auf, eine Erkenntnis mitzuteilen, aber nicht bereits geteilte Erkenntnisse zu wiederholen.
- Haltet die Ergebnisse der Gruppen graphisch fest.

Ausprobieren 1

Jetzt ist es an der Zeit, frei zu denken.

 Ausgehend von den Zielen, die Ihr mit einer bestimmten Gruppe an einem bestimmten Tag verfolgt, könnt Ihr frei unter den 33 LS (auf englisch) wählen und sie sogar miteinander kombinieren!

Abschließen

Abschließen

Die beiden oben genannten Aktivitäten wurden in 7 verschiedenen Klassen getestet.

Prüft das Feedback der beteiligten Moderierenden und Teilnehmenden und diskutiere mit Deinem Buddy, ob Du glaubst, dass Du mit Deiner Gruppe ähnliche Ergebnisse erzielen wirst oder vielleicht bereits erzielt hast:

Feedback von Teilnehmenden