Macht & Verantwortung – Reflexion von Autorität in pädagogischen Beziehungen

Macht ist in pädagogischen Beziehungen unausweichlich – aber ihre Wirkung hängt entscheidend davon ab, wie wir sie gestalten. Diese Unit macht deutlich, dass pädagogische Autorität nicht Kontrolle oder Gehorsam bedeutet, sondern Verantwortung, Beziehung und Klarheit. Du lernst, zwischen förderlicher Autorität und schädlichem Machtmissbrauch zu unterscheiden, entwickelst eine reflektierte Haltung und bekommst Werkzeuge für mehr Präsenz, Dialog und Beziehungssicherheit – im Sinne einer Pädagogik der Achtsamkeit und Gleichwürdigkeit.

Warm up

Denke an eine Situation, in der du eindeutig „in der Machtposition“ warst.

Notiere: Was hast du entschieden – wie wurde es aufgenommen?

Austausch mit deinem Buddy:

  • Wann fühlt sich Macht stimmig an – wann nicht?
  • Ergänzt gemeinsam: Welche Arten von Macht gibt es? (z. B. strukturell, persönlich, symbolisch)

Learn

Macht braucht Reflexion, Haltung und Verantwortung.

Macht ist die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen – ob bewusst oder unbewusst. Pädagogische Beziehungen sind immer von einem Machtgefälle geprägt. Wichtig ist, wie wir damit umgehen:

Formen von Machtmissbrauch:

  • Demütigung (auch nonverbal)
  • Beschämung vor der Gruppe
  • Ungleichbehandlung
  • Drohungen ohne Beziehung
  • unangekündigte Sanktionen

Wichtige Unterscheidung:

  • Positionale Macht: durch Rolle oder Funktion
  • Persönliche Macht: durch Beziehung, Sprache, Charisma
  • Systemische Macht: durch institutionelle Strukturen

Input zu: Macht & Verantwortung in pädagogischen Beziehungen

 

Austausch im Buddy-Team

Welche Situationen kennst du aus deiner Praxis? Was davon wirkt verletzend – was stärkend?

Wo übe ich Macht aus, ohne es zu merken?

Dive in 1

„Neue Autorität“ nach Haim Omer und Kolleg:innen beschreibt einen Paradigmenwechsel: Weg von Kontrolle, hin zu Präsenz, Selbstkontrolle und systemischer Einbindung.

Kernmerkmale der neuen Autorität:

  • Präsenz: sichtbar & ansprechbar sein, ohne zu dominieren
  • Transparenz: klare Regeln + begründete Entscheidungen
  • Beziehung statt Sanktion: Nähe & Haltung gehen vor Machtmittel
  • Standhaftigkeit + Dialog: nicht nachgeben, aber immer gesprächsbereit bleiben

Lies Neue Autorität: Achtsamkeit und Führung in pädagogischen Beziehungen

 

Nachdem du die Informationen gelesen hast, beantworte dir folgende Fragen:

  • Wie wirke ich als Autoritätsperson? Reaktiv oder präsent?
  • Wann gelingt es mir, in der Krise ruhig und wirksam zu bleiben?
  • Welche Rituale stärken meine Präsenz?

Tausche dich mit deinem Buddy aus:

Welche Elemente der „Neuen Autorität“ möchtest du stärken – wo siehst du Grenzen?

Transfer 1

Wähle zwei Beispiele aus deinem pädagogischen Alltag, in denen du bewusst Autorität ausgeübt hast.

  1. Analysiere im Einzelsetting oder mit deinem Buddy:
    • Welche Art von Macht habe ich genutzt (positional, persönlich, symbolisch)?
    • Welche Wirkung hatte mein Verhalten auf Beziehung & Lernklima?
  2. Formuliere auf Grundlage der Erkenntnisse konkrete Leitlinien für deine persönliche pädagogische Haltung:
    • z. B. „Ich setze klare Grenzen, aber mit Erklärungen.“ / „Ich verzichte bewusst auf Ironie in Konfliktsituationen.“
  3. Dokumentiere deine Haltung schriftlich als Selbstverpflichtung (z. B. für dein Portfolio oder zur Supervision).

Transfer 2

Wähle eine alltägliche Situation mit Machtasymmetrie (z. B. Regelverstoß, Abgabeversäumnis, Ablehnung eines Gesprächsangebots).

  1. Erarbeite mit deinem Buddy zwei Handlungsmöglichkeiten:
    • Variante A: traditionell autoritär (z. B. Drohung, Konsequenz, Monolog)
    • Variante B: beziehungsorientiert, neue Autorität (z. B. Präsenz, Einladung zum Dialog, Reflexionsangebot)
  2. Reflektiert im Anschluss:
    • Wie verändert sich das Verhalten der Jugendlichen?
    • Wo sind Grenzen – wo Chancen des Ansatzes?
    • Welche Form stärkt langfristig Vertrauen und Eigenverantwortung?

Optional: Erarbeitet ein Set an „Notfall-Formulierungen“ für Eskalationen (z. B. „Ich bin da und bleibe ruhig.“ / „Lass uns nachher in Ruhe sprechen.“)

Reflect

Reflect
  1. Beobachte einen Tag lang gezielt: Wann nutzt du Autorität? Wie wird sie aufgenommen?
  2. Dokumentiere zwei Situationen schriftlich: Wie hättest du sie früher gelöst – wie jetzt mit neuer Haltung?